Der Klappentext ist ein Verkaufstext auf der Klappe des Schutzumschlags eines gebundenen Buchs.
Ein U4-Text ist der kurze Text auf der Rückseite eines Taschenbuchs, der Sie zum Kauf des Buchs bewegen soll. In der Verlagsbranche gilt die Weisheit, dass die Gestaltung des Covers Buchkäufer dazu veranlasst, ein bestimmtes Buch vom Tisch in die Hand zu nehmen, woraufhin die meisten Leute es umdrehen, um zu lesen, was auf der Rückseite steht. Dieser kurze Text muss dann so viel Interesse an dem Inhalt wecken, dass der Kaufimpuls ausgelöst wird. Viele Kunden schauen vielleicht noch in das Buch, bevor sie tatsächlich zur Kasse gehen.
Der U4-Text wird auch verwendet, um in Printmagazinen und Online-Shopping-Plattformen für das Buch zu werben. Auch hier bestimmt wahrscheinlich die Umschlaggestaltung, ob der Verkaufstext gelesen wird, aber in den meisten Fällen ist ein Kauf unwahrscheinlich, wenn der Verkaufstext seine Aufgabe, den Interessenten davon zu überzeugen, dass dies das richtige Buch für ihn ist, nicht erfüllt hat.
Auch für Filme gibt es Verkaufstexte, die meist in Kombination mit dem Filmplakat oder einem Filmstill eingesetzt werden.
So ein Text ist also ein Marketing- bzw. Werbetext. Ein Werbetext ist keine Zusammenfassung der Geschichte! Er ist nicht wirklich dazu gedacht, Informationen zu vermitteln, sondern Interesse zu wecken. Die Aufgabe des Klappen- bzw. U4-Textes besteht also eigentlich darin, gerade genug Informationen zu geben, damit das Vorenthalten von weiteren Informationen wirksam ist. Um Neugierde zu wecken, muss man nicht ganz so viel sagen, wie der Empfänger wissen will. (mehr …)
Die wesentlichen Elemente einer Geschichte.
Einer der vielen Experten des Geschichtenerzählens, die in einem Buch versucht haben, die wesentlichen Elemente einer Geschichte zu beschreiben, ist John Truby.
In The Anatomy of Story (2007) identifiziert Truby 22 Schritte in der Erzählung eines jeden Protagonisten, die in vier Aspekte der Geschichte hineinspielen können: Charakter, Handlung, Erzählwelt und moralisches Argument. Dankbarerweise besteht Truby nicht darauf, dass jede Geschichte alle 22 Schritte enthalten und der Vorlage strikt folgen muss. Er hält es jedoch für kritisch, dass die Geschichte sieben Attribute einer Hauptfigur und deren Handlungsstrang aufweist:
- Schwäche und Notwendigkeit
- Sehnsucht
- Gegner
- Plan
- Schlacht
- Selbst-Offenbarung
- Neue Ausgewogenheit
Keineswegs vereinfachend, geht es in Trubys Buch mehr um das moralische Element der Geschichte – die ethische Wirkung der Charaktertransformation auf das Publikum – als um Schablonen wie die Drei-Akt-Struktur.
Eine Synopse ist eine Zusammenfassung Ihrer Geschichte, die von Fachleuten der Branche gelesen werden soll.
Damit unterscheidet sie sich von einem Klappen- oder Verkaufstext, der für die Öffentlichkeit bestimmt ist.
In beiden Fällen möchten Sie wahrscheinlich, dass die Leser*in Ihre Geschichte kauft. Aber die Leser*in des Werbetextes kauft lediglich ein Exemplar des Buchs oder eine Kinokarte. Die Leser*in des Synopse geht ein viel größeres Risiko ein, wenn sie sich entscheidet, in Ihre Geschichte zu investieren. (mehr …)
Drei Arten der Gegnerschaft und zwei Gemeinsamkeiten, die alle Gegenspieler haben.
Erst wenn es in einer Geschichte Gegenspieler gibt, gibt es auch Konflikte. Das müssen nicht zwingend antagonistische Konflikte sein.
Jede Figur in einer Geschichte kann (einen) Gegner haben, nicht nur die Protagonist*in. Zwar steht der Kampf zwischen Protagonist und Antagonist/Antagonismus im Vordergrund der Geschichte, in Wirklichkeit aber gibt es ein ganzes System gegeneinander wirkender Kräfte.
Wie können wir Gegnerschaften differenzieren und typisieren?
- Gegnerschaft kann aus dem Streben nach dem selben oder nach einem entgegengesetzten Ziel entstehen.
- Gegnerschaft kann antagonistisch oder unbeabsichtigt sein.
- Es gibt Gegner von außerhalb und Gegner aus dem inneren Bereich.
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Woher eine Figur stammt, kann ihre Werte bestimmen.
Es ist nicht immer notwendig, zu erklären, woher eine Figur kommt. Das Wissen um ihre Herkunft hilft dem Publikum vielleicht nicht, einen Charakter zu verstehen.
Aber für einige Geschichten kann die Herkunft entscheidend sein.
Nehmen wir als Beispiel eine Kontrastgeschichte wie In der Hitze der Nacht (In The Heat Of The Night, Film aus 1967 basierend auf dem gleichnamigen Roman). Polizeichef Bill Gillespie lebt im tiefen Süden der USA und ist ein engstirniger Rassist. Seine Werte sind im Sinne dieser Geschichte auch sein inneres Problem. Dass er ein Rassist ist, überrascht das Publikum überhaupt nicht. Es ist angesichts seiner Herkunft völlig glaubwürdig. Er kommt aus einer Gegend, in der zumindest zu der Zeit eine solche Bigotterie weit verbreitet war. Als der afroamerikanische Detektiv Virgil Tibbs auftaucht, ist ihr Konflikt völlig plausibel.
Worauf wir hier hinaus wollen, ist, dass die Werte einer Figur dem Publikum glaubhaft gemacht werden müssen, was durch eine explizite Darstellung der Herkunft der Figur erreicht werden kann. In vielen Geschichten muss die Herkunft eines Charakters dazu passen, wie dieser Charakter ist. Ihre Herkunft erzeugt die Werte der Figur.
Setting, Herkunft und Erzählwelt
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Die Logline ist wahrscheinlich der schwierigste Satz, den Sie schreiben müssen.
Die Logline fasst eine Geschichte in einem Satz zusammen. Dieser Satz sollte einprägsam und klar sein, was bedeutet, dass es unwahrscheinlich ist, dass er viel länger als dreißig Wörter sein wird oder eine komplexe Syntax hat.
Sobald Ihre Leser*innen Ihre Logline gelesen haben – oder Ihre Zuhörer*innen sie gehört haben -, werden sie idealerweise folgendes über Ihre Geschichte wissen:
- Um wen es geht.
- Was der zentrale Konflikt oder das Hauptproblem ist.
- Was die wichtigsten Figuren in der Geschichte tun.
- Warum sie es tun, d.h. was ihre Beweggründe sind.
- Wie sie es tun.
- In welcher Welt das alles passiert, d.h. was das Setting ist.
- Wann es passiert, d.h. in welcher Zeit die Geschichte spielt.
Der erste dieser Punkte zählt sogar doppelt – denn in der Regel sollte die Logline nicht nur vermitteln, wer die Hauptprotagonist*in ist, sondern auch, welchem Antagonismus sie gegenübersteht.
Wofür ist die Logline? (mehr …)
Was folgt, ist eine Übung zur Figurenentwicklung. Dabei geht es nicht um größtmögliche Realitätsnähe in der Abbildung der menschlichen Psyche. Vielmehr soll die Differenzierung zwischen der emotionalen Haltung einer Figur und ihrer rationalen Einstellung ein weiteres Mittel aufzeigen, mit dem Autor*innen inneren Konflikt darstellen und Figuren Mehrdimensionalität verleihen.
Eine Figur in einer Geschichte hat Werte und Leidenschaften. Anders ausgedrückt, eine emotionale Haltung. Es ist dieses Bündel von Gefühlen, die aus der Figur einen Charakter machen.
Unter emotionaler Haltung verstehen wir Werte, die letztendlich der Ursprung der Überzeugungen oder des Glaubenssystems der Figur darstellen. Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass Geschichten oft in Konflikt stehende Wertvorstellungen zeigen, und das Thema der Geschichte eine dieser Wertvorstellungen als vorteilhaft gegenüber der anderen darstellen kann.
Eine bestimmte emotionale Haltung entsteht nicht im Vakuum. Geschichten zeigen Ursache und Wirkung, und die Werte der Charaktere sind da keine Ausnahme. Die emotionale Haltung eines Charakters hat Ursachen. Da es sich um Emotionen handelt, können sie schwer zu lokalisieren sein – und zugleich irgendwie offensichtlich.
Darüber hinaus sind Werte emotional und existieren daher, bevor sie artikuliert werden. Eine Figur wird sich einer Wertvorstellung in Form eines Glaubenssystems bewusst. Die Überzeugungen werden durch die Figur als Überzeugungen artikuliert und sind durch innere Werte bestimmt. In einigen Fällen können die erklärten Überzeugungen tatsächlich in Konflikt mit den tieferen Werten des Charakters stehen, deren sich der Charakter vielleicht nicht ganz bewusst ist. Werte neigen dazu, sich dem Individuum gegenüber richtig zu fühlen, obwohl sie für die Gemeinschaft oder Gesellschaft tatsächlich falsch sein können.
Die Werte einer Figur müssen für das Publikum plausibel sein, was z.B. erreicht werden kann, indem man den Figuren entsprechende soziale Hintergründe oder Ursprünge gibt und diese explizit benennt. In vielen Geschichten wird die Erziehung oder die Herkunft einer Figur erwähnt oder beschrieben, um ihre emotionale Haltung zu erklären.
Alternativ können Werte auch durch bestimmte Ereignisse in der Geschichte einer Figur entstehen, die als Vorgeschichte in der Erzählung vermittelt werden. Ein bestimmter Umstand, möglicherweise ein Trauma, führt dazu, dass die Figur eine bestimmte Art und Weise über das Leben und die Welt empfindet.
Historische Stoffe
In historischen Geschichten ist das zeitliche Setting besonders herausfordernd im Hinblick auf die emotionale Haltung der Charaktere. Viele beliebte historische Romane können zu Recht als anachronistisch bezeichnet werden, da sie Charaktere haben – vor allem weibliche Protagonistinnen – mit Werten und Überzeugungen, die nicht in die Zeit passen. Zum Beispiel: Im Mittelalter war das Aufkommen des Humanismus noch nicht eingetreten. Es gab noch keine Renaissance, keinen Descartes, keinen Kant, keine Französische Revolution und keine amerikanische Verfassung. Wo soll ein Charakter im Mittelalter Ideen, Werte und Überzeugungen herbekommen, die wir heute für selbstverständlich halten? Ideen über unveräußerliche Rechte wie Freiheit und Gleichheit oder Konzepte wie Individualismus. Früher hatten die Menschen andere Werte und Glaubenssysteme als heute, und es ist fast unmöglich, sich in ihre Lage zu versetzen. Historische Fiktion, die sich nicht zumindest implizit mit diesen herausfordernden Fragen beschäftigt, läuft Gefahr, eher klischeehaft und trivial zu wirken.
Was nicht bedeutet, dass triviale historische Geschichten nicht wahnsinnig unterhaltsam sein können, mit starker emotionaler Wirkung aufs Publikum. Es bedeutet einfach, dass eine Autor*in in der Regel eine gewisse Einstellung zu diesem Phänomen hat.
Vergleichen Sie nun die emotionale Haltung mit der rationalen Einstellung.
Schon im Autorentool? Wenn nicht, hier geht’s lang:
Jedes Ereignis findet irgendwann und irgendwo statt.
Beides korrespondiert miteinander und hat dramaturgische Relevanz.
Wir unterscheiden zwischen dem übergeordneten Setting und spezifischen Schauplätzen in einer Geschichte.
STORY WORLD
Die sogenannte Story World, in der eine Geschichte angesiedelt bzw. eingebettet ist, beschreibt die Erzählwelt, also die gesamte Lebenswelt, in der sich die Figuren bewegen, das äußere Rahmengerüst. Diese ist immer spezifisch für die jeweilige Geschichte – was insbesondere in Fantasy-Geschichten eindeutig ablesbar ist, in denen das Setting sich von unserer „normalen“ Lebenswelt grundlegend unterscheidet (z. B. in Der Herr der Ringe, Die unendliche Geschichte).
Diese Erzählwelt kann sich aber auch nur auf einen Ausschnitt unserer bekannten Lebenswelt beschränken, z. B. auf(mehr …)