Warum die ganze Geschichte?

Vor fünf Jahren trafen sich drei Leute bei einem Notar in einem ziemlich heruntergekommenen Teil Berlins.

Sie hatten beschlossen, eine Firma zu gründen, und gaben an diesem Tag die offizielle Gründungserklärung ab – obwohl sie keinen Geldgeber und kein Produkt hatten. Warum?

Die Umstände jedes der drei Männer waren recht unterschiedlich. Der eine war angestellt, der andere führte bereits sein eigenes Unternehmen, der dritte hatte gerade seinen Job verlassen. Zwei waren Techniker, einer war der Inhaltliche, der mit der Idee.

Rückblickend hatten sie den Wunsch nach einem Zielbewusstsein gemeinsam. Jeder von ihnen wollte, dass ihr Arbeitsleben einer Vision folgte und nicht einer Schleife.

Denn, seien wir ehrlich, die meiste Arbeit wiederholt sich. Man macht letztendlich immer wieder die gleichen Abläufe durch, was auch immer sie sind.

Aber wenn man sein eigenes Unternehmen gründet, strebt man nach etwas. Man verfolgt eine Vision. Man setzt sich selbst Ziele, Meilensteine. Man hat eine Vorstellung eines Idealzustands, den man gerne erreichen möchte. Und wahrscheinlich keine Ahnung, worauf man sich einlässt.  (mehr …)

Beziehungen zwischen den Figuren, Teil 2: Gegenspieler*innen

Drei Arten der Gegnerschaft und zwei Gemeinsamkeiten, die alle Gegenspieler haben.

Opponents come in all sorts of shapes and sizes

Erst wenn es in einer Geschichte Gegenspieler gibt, gibt es auch Konflikte. Das müssen nicht zwingend antagonistische Konflikte sein.

Jede Figur in einer Geschichte kann (einen) Gegner haben, nicht nur die Protagonist*in. Zwar steht der Kampf zwischen Protagonist und Antagonist/Antagonismus im Vordergrund der Geschichte, in Wirklichkeit aber gibt es ein ganzes System gegeneinander wirkender Kräfte.

Wie können wir Gegnerschaften differenzieren und typisieren?

  • Gegnerschaft kann aus dem Streben nach dem selben oder nach einem entgegengesetzten Ziel entstehen.
  • Gegnerschaft kann antagonistisch oder unbeabsichtigt sein.
  • Es gibt Gegner von außerhalb und Gegner aus dem inneren Bereich.

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Beziehungen zwischen den Figuren, Teil 1: Verbündete

Warum Helden selten allein sind.

allies work and play together

Verbündete verkörpern das Prinzip der Kooperation.

Menschliche Beziehungen sind vielfältig und komplex – und sie erscheinen uns zutiefst individuell. Dennoch gibt es nur drei verschiedene Arten, wie Menschen sich aktiv zueinander verhalten.

Wirklich nur drei? Mit etwas Abstand betrachtet lassen sich tatsächlich all unsere Interaktionen drei Kategorien zuordnen. Dies gilt übrigens (für Biologen eine Binsenweisheit) für jede Spezies, die in Gruppen lebt. Ob Affe oder Mensch, alles fällt unter diese Alternativen:

  • Individuen kooperieren miteinander
  • Individuen konkurrieren miteinander
  • Individuen bilden Paare

Evolutionsbiologen beschreiben ein Spektrum von Einzel- bis Gruppenselektion. Einige Tiere versuchen typischerweise, ihren individuellen Gewinn zu maximieren, was sich in Verhaltensweisen wie dem Nehmen des größten Anteils an Nahrung oder dem Besetzen des besten Platzes für den Nachwuchs zeigt, ohne Rücksicht auf andere Tiere in der Gruppe. Auf der anderen Seite haben einige Spezies soziale Organisationsstrukturen entwickelt, in denen die Individuen ausschließlich zum Nutzen der Gruppe und nicht zum individuellen Gewinn handeln. Denken Sie an Ameisen, Bienen oder Termiten.

Interessanterweise sitzt der Homo sapiens auf diesem Spektrum zwischen Profitmaximierung und Altruismus ziemlich genau in der Mitte. Der Mensch ist genetisch auf Egoismus programmiert, sucht das, was als das Beste für sich und seine unmittelbare Familie empfunden wird, und hat gleichzeitig einen starken und angeborenen instinktiven und natürlichen Drang zu Kooperation und Sozialverhalten – was letztlich auch unsere Überlebenschancen erhöht.

Kooperation, Nachbarschaftlichkeit, karitatives Verhalten, Taten der Nächstenliebe – selbst wenn sie uns etwas kosten, fühlen wir uns dadurch im Allgemeinen besser und das Leben im Stamm, Clan oder in der Gemeinschaft wird so viel einfacher. Allerdings kümmern wir uns gerne um unser eigenes Wohl. Wir geben nicht einfach unseren Verdienst, unser Zuhause, unseren Lebensstil auf. Unsere eigenen Bedürfnisse und die unserer Familien stehen an erster Stelle. Wer ist sich dieses Zwiespalts nicht bewusst?

Der Sog zwischen Egoismus und Altruismus ist vielleicht eine der Besonderheiten des Menschen als Spezies, die uns dazu gebracht hat, abstrakte Denkprozesse sowie komplexe gesellschaftliche und kulturelle Gebilde zu entwickeln. Sie beleuchtet auch Grundprinzipien des Geschichtenerzählens wie den Konflikt(mehr …)

Protagonist

Of all the characters in your story, who should be protagonist?

Die Protagonist*in ist Hauptfigur oder Held*in einer Geschichte.

Foto: Jack Moreh bei Freerange

Doch „Held“ ist ein Wort mit abenteuerlichen Konnotationen, also bleiben wir bei dem Begriff Protagonist und bezeichnen damit die Hauptfigur, um die herum die Geschichte aufgebaut ist. Doch nicht immer ist es klar, welche Figur Protagonist ist.

In Ensemblestücken mit mehreren Hauptfiguren jeder von ihnen die Protagonist*in der eigenen Geschichte, oder besser gesagt der Storyline.

Im Allgemeinen ist die Protagonist*in die Figur, die die Leser oder das Publikum für den größten Teil der Erzählung begleitet. Normalerweise ist diese Figur also diejenige mit der höchsten Bildschirm- oder Seitenzeit. Oft ist die Protagonist*in die Figur, die am Ende der Geschichte die tiefgreifendste Veränderung oder Transformation aufzeigt.

Darüber hinaus verkörpert die Protagonist*in – und insbesondere das, was die Protagonist*in lernt – das Thema der Geschichte.

Da der Protagonist im Großen und Ganzen eine ziemlich wichtige Figur in einer Geschichte ist, gibt es einiges zu diesem Archetyp zu sagen, so dass dieser Beitrag ziemlich lang ausfallen wird. Darin werden wir einige Fragen beantworten:

  • Ist die Protagonist*in zwangsläufig die interessanteste Figur in der Geschichte?
  • Was sind die wichtigsten Aspekte der Protagonist*in?
  • Was hat es mit der Transformation oder der Lernkurve auf sich?

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Charakter-Aktion als Wendepunkt der Handlung

Aktion ist Charakter, heißt es.

In diesem Beitrag betrachten wir:

  • Die zentrale Aktion als Wende – der Mittelpunkt (mit Beispielen)
  • Aktionen – was die Figur tut
  • Zögern
  • Bedarf und Not
  • Charakter und Archetyp

Die zentrale Aktion als Wende – der Mittelpunkt

Die Hauptfigur einer Geschichte hat wahrscheinlich eine Art Aufgabe zu erfüllen. Die Aufgabe ist im Allgemeinen das Verb zum Substantiv des Ziels – die Prinzessin retten, den Diamanten stehlen. Die Figur denkt, dass sie, wenn sie das Ziel erreicht, bekommt, was sie will, was in der Regel ein Zustand ist, der frei von einem Problem ist, das am Anfang der Geschichte auftritt.

Die Aktion ist also das, was die Figur tut, um das Ziel zu erreichen: die Prinzessin zu retten, den Diamanten zu stehlen. In vielen Fällen findet diese Aktion in einer zentralen Szene statt. Zentral nicht nur in der Bedeutung, sondern zentral im Sinne der Mitte.

Schauen wir uns einige Beispiele an:  (mehr …)

Internes Hindernis

In Geschichten müssen Figuren Hindernisse überwinden.

Diese treten in verschiedenen Formen und Schwierigkeitsgraden auf sowie auf unterschiedlichen Ebenen: extern, intern und antagonistisch.
Die Hindernisse, welche i. d. R. die größte Resonanz beim Leser/Zuschauer erzeugen, sind solche, welche die Protagonisten dazu zwingen, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, die(mehr …)

Internes Problem

Während das externe Problem den Zuschauern zeigt, was eine Figur zum Handeln motiviert (er oder sie will das Problem lösen), ist es das interne Problem, welches den Charakter interessant macht.

Das interne Problem bezeichnet eine psychische oder emotionale Schwäche oder Unzulänglichkeit der Figur, einen Fehler oder negativen Charakterzug.
Interne Probleme können dem Charakter schaden und sich nachteilig auf die Lösung des äußeren Problems auswirken. Schlimmer noch, interne Probleme können Charaktereigenschaften verursachen, die andere verletzen und ihnen Leid zufügen. Sie können zu asozialem Verhalten führen.
Klassisch ist dies der Überhang einer bestimmten Eigenschaft wie(mehr …)

McGuffin

Beim Storytelling bezeichnet der McGuffin (oder MacGuffin) etwas, hinter dem der Protagonist her ist – so wie die meisten anderen Figuren in der Geschichte auch.

Der Einsatz eines McGuffins ist eine Technik, ein Mittel, das der Autor einsetzt, um der Geschichte mehr Drive und eine besondere Richtung zu geben und die Spannung über die gesamte Handlung hinweg aufrechtzuerhalten.

Der McGuffin ist in folgenden Geschichten leicht zu identifizieren:(mehr …)

Äußerer Bedarf

Eine Figur muss etwas unternehmen, um ihr Ziel zu erreichen.

Figuren in einer Geschichte haben normalerweise ein Problem und einen Wunsch.
Sie stecken sich selbst ein Ziel, von dem sie annehmen, dass dieses ihr Problem lösen und sie zu ihrem Wunsch führen wird.

Um das Ziel zu erreichen, benötigt die Figur etwas – bspw. ein Transportmittel, um an den Ort der Bestimmung zu gelangen. Wenn man einen Bankraub nicht alleine ausführen kann, muss man andere als Komplizen gewinnen. Wenn ein Drache zu bekämpfen ist, braucht es Waffen. Falls dabei Magie vonnöten ist, kann ein Zauberer hilfreich sein.

Wenn das Ziel einmal gesteckt ist, wird dem Protagonisten eine Vision eröffnet, welchen Weg er beschreiten muss, zumindest sind die ersten Schritte klar – und damit auch dem Leser/Zuschauer. In diesem Bewusstsein fasst die Figur ihren Plan(mehr …)

Ziel

Nehmen wir ein klassisches Märchenmotiv zur Hand: Wenn der Schatz dem Wunsch der Figur entspricht, ist es ihr Ziel – ganz klassisch – den Drachen zu schlagen.

Da es den Schatz in der Regel schon länger gibt, muss es einen Anlass dafür geben, die Geschichte exakt zu diesem Zeitpunkt beginnen zu lassen. Ein solcher Auslöser kann die Notwendigkeit oder das Begehren einer Figur sein, den Schatz in Besitz zu bringen. An dieser Stelle setzt die Handlung ein. Meist erfolgt dies bei Auftreten eines(mehr …)

Aufgabe

In den meisten Geschichten hat der Protagonist eine Aufgabe zu erfüllen.

Aufgabe als Funktion

Die meisten Hauptfiguren haben etwas zu tun – und sei es nur, um einander ins Gehege zu kommen. So hat also in den meisten Geschichten fast jeder aus dem Figurenensemble (ob Haupt- oder Nebenfigur) eine Aufgabe.

Die Handlungen der Figuren machen sie aus und bestimmen ihre Rolle bzw. ihre narrative Funktion im Gesamtgefüge der Geschichte. In diesem Sinne ist es die übergeordnete rollenspezifische Aufgabe des Antagonisten, dem Protagonisten in den Weg zu geraten; die eines Verbündeten, diesen zu unterstützen; die Rolle eines Mentors ist die eines Ratgebers, der dem Protagonisten den Weg weist.

Jede Aufgabe hat also eine dramaturgische Funktion – auf einer abstrakten Ebene.
Die sehr einfach zu benennende Aktion, die(mehr …)

Externes Problem

In Geschichten müssen Figuren Probleme lösen – das ist das Grundprinzip.

Probleme treten gemeinhin in unterschiedlicher Form auf. Beim Storytelling gibt es äußere und innere Probleme. Das interne Problem einer Figur kommt aus ihr selbst, ist versteckt, womöglich ist sie sich dessen nicht einmal bewusst. Eine solche typische Schwäche oder Unzulänglichkeit der Figur wird irgendwann im Lauf der Geschichte eine Rolle spielen.
Doch das innere Problem einer Figur ist üblicherweise nicht das, was die Geschichte in Gang setzt.

Die meisten Geschichten beginnen damit, dass der(mehr …)

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